Tarnnetze 80er / 90er


Mächtig viel Aufwand - mächtig gutes Ergebnis!

"Modellbau erfordert die Fähigkeit, auch mal auf das eine oder andere Detail zugunsten des Gesamtbilds zu verzichten, zu vereinfachen oder lediglich vage anzudeuten."

 

Bullshit! Du willst es hammer - mach es hammer!

 

Kommt man mit Improvisieren nicht weiter, baut man ein Original nach - nur kleiner.

 

Wir stellen ein Tarnnetz in wenigen Schritten her und berauschen uns an einem close-to-perfect-Ergebnis!

Wir brauchen:

  • Acrylfarben
  • Cutter, Pinzetten
  • Stahllineal
  • Seidenpapier
  • Stanzwerkzeug
  • Schneidunterlage, Stück Graupappe o.ä.
  • Geduld, Geduld, Geduld und langen Atem!

Das Seidenpapier wird auf Vorder- und Rückseite in verschiedenen Grün- und Brauntönen mit dem Luftpinsel angemalt. ich habe nach dem Airbrushen eigentlich immer noch zu viel Farbe im Töpfchen, zack, Seidenpapier her und drauf damit. Eine prima Resteverwertung. Was die Farbgebung angeht, ich denke, da ist man ziemlich frei. Ich möchte mich auf US-amerikanische Netze im Bereich USAREUR der 80er und frühen 90er Jahre beschränken; dort gab es beispielsweise die Kombo (immer vorne/hinten) Forest Green/Dark Brown oder Light Green/Earth Brown, aber auch Light Green/Sand.

 

Je heller die Farben, um so leichter die Schneidarbeiten!Wir sprühen die Farbe in mehreren Schichten von beiden Seiten auf das Seidenpapier, bis selbiges nicht mehr durchschimmert. Durch das Verwenden von Acrylfarben bleibt das Papier geschmeidig, etwa wie ganz ganz dünnes Leder. Das ohnehin recht robuste Seidenpapier erhält noch etwas mehr Stabilität - und das brauchen wir.


In ein Feilenheft habe ich in die Bohrung einen Buchenrundstab mit 2K-Kleber geklebt. In diesen Buchenrundstab habe ich wiederum eine Bohrung gemacht, in die, recht stramm wegen der hohen Kräfte später, ein Metallröhrchen geklebt wurde.Wichtig: Das Metallröhrchen muss tiefer in den Buchenrundstab, als es dann oben rausguckt. Beim ersten Versuch ist der Holzstab einmal gespalten.

 

Es gibt verschiedene Röhrchen, ich liebe Resteverwertung und hatte noch Federstege für Armbanduhrenarmbänder - tolle kleine Federn drin, ich nehme sie für Antennensockel z.B. Der Innendurchmesser des Röhrchens beträgt 0,8 mm. Bummelig. Ist der Kleber ausgehärtet, wird das Röhrchen angeschliffen! Wir wollen eine Halbkreisform als Abdruck erzielen, ein Schliff ca. 30Grad, dann oben abplanen und gut ist.


Nach dem Form und Größe des Stanzabdruckes passen, kann es dann ans Seidenpapier gehen. Ich zeige im Beispiel das Pattern am Schreibpapier, damit es einfacher zu erkennen ist: Es wird  die erste Reihe nebeneinanderliegender "C´s" gestanzt. Wer es nachmacht, wird merken, warum ich bei der Materialliste "Geduld" angab - das zieht sich. Verhaut man mal einen Abdruck, ist das im Gesamtergebnis nicht schlimm. 


Zweite Reihe, selbes Spiel, um 180 Grad gedreht. In der zweiten Reihe greifen die liegenden "C´s" in die Zwischenräume der C´s aus Reihe 1!

 

Ich arbeite dabei immer auf einem Stück Graupappe, durch das Stanzen wird das Seidenpapier quasi "festheftet". Ist eine Reihe durch, wird die Pappe samt Seidenpapier um 180 Grad gedreht. Anfangs hilft ein Stahllineal, um möglichst gleichbleibende Abstände von Reihe zu Reihe zu haben, mittlerweile arbeite ich frei Hand, da Unregelmäßigkeiten einfach final besser wirken.


Nächstes Bild, hier schon mit Reihe 3 und 4!Eigentlich einfach zu erklären; die C´s mit den gerade Zahlen gucken immer in die gleiche Richtung, die ungeraden eben anders rum.

 

Mit der Pinzette kann man die entstandenen Schuppen ein bisschen hochbiegen, um mal eine grobe Ahnung vom Endergebnis zu bekommen...


Wir nehmen ein Stück besprühtes Seidenpapier und setzten die erste Linie der liegenden C ´s. Dabei wird das Seidenpapier recht gut mit dem Pappkartonuntergrund verbunden.

 

Bei meinem ersten Versuch konnte ich feststellen, dass selbstheilende Schneide-matten auch ihre Grenzen haben...

 

 


Nun geht etwas Zeit ins Land und irgendwann ist die Fläche des Seidenpapiers dann hinlänglich mit mehr oder weniger inneinandergreifenden "C´s" übersät!

 

An den schmalen Seiten rupfen wir die Stanzlinien seitlich aus. Nur dann können wir die jeweils gegenüberliegenden Ecken greifen und mit Bedacht anfangen zu ziehen. Das weitet dann das ganze Netz und der Schuppeneffekt entfaltet sich genau so wie beim Original!


Was jetzt kommt, fühlt sich schlimm an. Beim ersten Versuch war ich nicht ganz überzeugt von dem Camo Net. Ich war genervt. So viel Theater für so wenig Effekt. Zusammengeknüllt und irgendwo auf den Arbeitstisch gefeuert.

 

Schließlich habe ich den Netzklumpen dann doch entfaltet und war erstaunt vom Ergebnis!-

 

Also, das gestanzte Netz nehmen, mit Schmackes in der Hand zu einem Bällchen rollern - das Seidenpapier kann enorm was ab!


Nachdem am Netz gezuppelt, gezerrt und gedehnt wurde, erhält man -ohne Glück, einfach nur mit Mut, Geduld und Können- ein Tarnnetz, wie es seines Gleichen sucht!

 

Hinweis zum Anbringen am Modell: Von Einlegen in Weißleim/Wassermix möchte ich eher abraten. Der mühsam erstanzte 3D-Effekt der Schuppen übersteht das nicht und schließlich muss man Schuppe um Schuppe wieder aufrichten.

 

Besser ist es, das Netz grob am Modell zu positionieren und dann punktuell mit PVA/Wassermix und Pinsel fixiert.

 

Viel Spaß beim Nachbasteln!